"Eingedunkelt"
Celan Vertonungen von Aribert Reimann


Eurythmie-Tanz-Klang-Perfomance
von Lena Sutor-Wernich: Gesang, Eurythmie, Diana-Maria Sagvosdkina: Eurythmie/Tanz, Marco Bindelli: Klavier, Oboe

Samstag, 21 Juni 2014, 20 Uhr & 21 Uhr,
Rudolf-Steiner-Haus, Cafeteria , Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart
Eintritt frei, Spenden erbeten



Fotos von Jasha Bhadra


Komplette Aufführung:


Ausschnitte

Ausschnitt von einer Probe:



Foto © Oliver Röckle

Lena Sutor-Wernich: Mezzosopran/Alt, Eurythmie

geboren in Heidelberg, seit 2011 als freiberufliche Konzertsängerin und Gesangspädagogin im In- und Ausland tätig sowie seit der Spielzeit 2012/13 im Staatsopernchor Stuttgart zu hören und zu sehen.
Lena Sutor-Wernich studierte von 2007 bis 2011 Konzert- und Operngesang sowie Gesangspädagogik an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Angela Nick.
Meisterkurse u.a. bei René Jacobs, Helmut Deutsch, Angelika Luz, Anne Rosing-Schow sowie private Studien bei Elisabeth Glauser, Kurt Widmer und Susana Eken gaben ihr weitere wichtige Impulse auf ihrem Weg als Sängerin und Musikerin.
Nach ihrem Gesangsstudium studierte sie von 2011 bis 2012 Eurythmie am Eurythmeum Stuttgart, um die Verbindungen und Schnittstellen zwischen Gesang und Eurythmie als "sichtbarem Gesang" bzw. "sichtbarer Sprache" zu erkunden und den Körper als Instrument tiefer und weiter zu ergreifen. Dieses Anliegen ist nach wie vor in ihrem künstlerischen Tun präsent, so auch in ihrer Zusammenarbeit mit Diana-Maria Sagvosdkina.
Lena Sutor-Wernich liebt die vielfältigen Möglichkeiten im künstlerischen, musikalischen und stimmlichen Schaffen.
Sie begeistert sich gleichermaßen für authentisches Musiktheater und romantisches Kunstlied wie für Werke des 20. und 21. Jahrhunderts und für experimentelle Grenzgänge in der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Künsten.
Lena Sutor-Wernich lebt in Stuttgart und Darmstadt. Sie ist 2019 als Solistin am Staatstheater Darmstadt engagiert.


Diana-Maria Sagvosdkina : Eurythmie/Tanz




Marco Bindelli: Klavier, Oboe

Marco Bindelli, Musiker, Seminarleiter. Geboren 1963 in Völklingen, Saarland. Studium der Musik an der Hochschule für Musik in Saarbrücken von 1980-84. Erweiterte musikalische Studien bei Peter Michael Rhiem an der Freien Hochschule für Waldorfpädagogik in Stuttgart 1987/88. 1988/89 vertiefendes Grundstudium der Anthroposphie am anthroposophischen Studienseminar bei Frank Teichmann, ebenfalls in Stuttgart. Anschließend Unterrichtstätigkeit in den den Fächern Musik und Einführung in die Anthroposophie am Studienseminiar, am Eurythmeum Stuttgart, der Eugen Kolisko Akademie und am Freien Jugendseminar. Seit 1990 zahlreiche Konzerte, Kurse, Vorträge und Reisen im In- und Ausland. Seit 1998 Leiter des Kammerchores Cantiqua Nova. Seit 1999 Beratungstätigkeit im Bereich persönlicher Entwicklungsfragen in verschiedenen Unternehmen. Seit 2002 Leitung des Freien Jugendseminars.
Freies Jugendseminar, Stuttgart




Aribert Reimann
(* 4. März 1936 in Berlin) ist ein deutscher Pianist und Komponist und Musikwissenschaftler.



Paul Celan
eigentlich Paul Antschel, am 23.1.1920 in Czernowitz/Bukowina geboren, am 20.4.1970 in Paris gestorben (Freitod).
"Das Gedicht kann, da es ja eine Erscheinungsform der Sprache und damit seinem Wesen nach dialogisch ist, eine Flaschenpost sein, aufgegeben in dem - gewiß nicht immer hoffnungsstarken - Glauben, sie könnte irgendwo und irgendwann an Land gespült werden, an Herzland vielleicht. Gedichte sind auch in dieser Weise unterwegs: sie halten auf etwas zu."



Aribert Reimann: Eingedunkelt (Paul Celan) 1992
I
Wirfst Du
Den beschrifteten
Ankerstein aus?
Mich hält hier nichts,
nicht die Nacht der Lebendigen,
nicht die Nacht der Unbändigen,
nicht die Nacht der Wendigen,
Komm, wälz mit mir den Türstein
Vors Unbezwungene Zelt.

II
Deutlich, weithin, das offne
Umklammerungszeichen,
Entlassen die Liebenden,
auch aus der Ulmwurzel-Haft,
Schwarz-
züngiges, reif , am Sterben,
wird abermals laut, Beglänztes
rückt näher.

III
über die Köpfe
hinweggewuchtet
das Zeichen, traumstark entbrannt
am Ort, den es nannte.
Jetzt:
Mit dem Sandblatt winken,
bis der Himmel
raucht.

IV
Angefochtener Stein,
grüngrau, entlassen
ins Enge.
Enthökerte Glutmonde
Leuchten
das Kleinstück Welt aus:
das also warst du
auch.
In den Gedächtnislücken
stehn die eigenmächtigen Kerzen
und sprechen Gewalt zu.
V
Bedenkenlos,
den Vernebelungen zuwider,
glüht sich der hängende Leuchter
nach unten, zu uns
Vielarmiger Brand,
sucht jetzt sein Eisen, hört,
woher, aus Menschenhautnähe,
ein Zischen,
findet,
verliert,
schroff
liest sich, minutenlang,
die schwere,
schimmernde
Weisung.

VI
Nach dem Lichtverzicht:
der vom Botengang helle,
hallende Tag.
Die blühselige Botschaft,
schriller und schriller,
findet zum blutenden Ohr.

VII
Eingedunkelt
die Schlüsselgewalt.
Der Stoßzahn regiert,
von der Kreidespur her,
gegen die Welt-
sekunde.

VIII
Vom Hochseil herab-
Gezwungen, ermisst du,
was zu gewärtigen ist
von soviel Gaben,
Käsig-weißes Gesicht
dessen, der über uns herfällt,
Setz die Leuchtzeiger ein, die Leucht-
Ziffern,
Sogleich, nach Menschenart,
mischt sich das Dunkel hinzu,
das du herauserkennst aus
all diesenunbußfertigen, unbotmäßigen
Spielen.

IX
Füll die Ödnis in die Augensäcke,
den Opferruf, die Salzflut,
komm mit mir zu Atem
und drüber hinaus.



Paul Celan
Eingedunkelt - und andere Gedichte aus dem Umkreis von »Eingedunkelt«
Herausgegeben von Bertrand Badiou und Jean-Claude Rambach Eingedunkelt
Erschienen: 02.09.1991
Gebunden, 73 Seiten
ISBN: 978-3-518-40374-7
Inhalt Inhaltsverzeichnis Der aus elf Gedichten bestehende fragmentarische Zyklus »Eingedunkelt« von Paul Celan wurde erstmals 1968 innerhalb des Bandes der Bibliothek Suhrkamp mit dem Titel »Aus aufgegebenen Werken« veröffentlicht. Es handelt sich, wie Siegfried Unseld in seiner Vorbemerkung schreibt, um eine Sammlung »fragmentarischer Texte von Autoren des Suhrkamp Verlages, Texte, die >aufgegeben<, also nicht weitergeschrieben, nicht vollendet oder nicht veröffentlicht wurden«. Aus den Anmerkungen des Herausgebers geht hervor, daß diese elf Gedichte Paul Celans im Frühjahr 1966 entstanden sind und dass ihr Autor den größeren Teil der in diesem Zusammenhang entstandenen Gedichte vernichtet habe. Tatsächlich aber befindet sich im Nachlaß Paul Celans ein Konvolut mit einer von ihm selbst zusammengestellten Sammlung; ein Konvolut, das weitaus mehr Gedichte enthält: Die unter dem Titel »Eingedunkelt« erschienenen Gedichte wurden als Teil dieses aus mehr als 200 handschriftlichen Blättern bzw. Seiten (Gedichte, oft in mehreren Fassungen, Niederschriften und Textvarianten) bestehenden Konvoluts festgestellt. Die Gedichte entstanden in der Zeit zwischen Februar und Mai 1966, demnach in der Arbeitsendphase von Fadensonnen. Es stellte sich heraus, daß sich hier insgesamt 24 unveröffentlichte Gedichte befinden, davon 17 in dem zum Konvolut gehörenden Heft und 7 auf losen Blättern. Es gilt nicht, der historisch-kritischen Ausgabe zuvorzukommen; es geht lediglich darum, dem Leser die Möglichkeit zu geben, vom Vorhandensein dieser Gedichte Kenntnis zu nehmen.




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Studio für BewegungsChiffren
Diana-Maria Sagvosdkina

Mobil: 0175-5017409
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