Mirjam Leist
*1948 in Stuttgart
Ausbildung in Sprachgestaltung und dramatischer Kunst
zwei Kinder
Unterrichtstätigkeit an pädagogischen Ausbildungsstätten, Einzelunterricht.
Nach schwerer Krankheit am 25.September 2022 gestorben.
Dies sind die kurzen Aussagen, wie Sie Ihre Biographie zusammengefasst hatte.
Sie hatte immer um eine zeitgemäße Sprache gerungen, in ihrer Art zu sprechen, hinterfragte sie sich immer, bis zu Letzt. Ihre Art zu sprechen, war sehr fein und ehrlich, nicht die übliche Art der Sprachgestaltung, sie sprach sehr klar, dem Wort zugewandt.
Am Seminar für Waldorfpädagogik brachte sie mit ihren Studenten sehr schöne Projekte zur Aufführung.
Da Mirjam meinen gesamten künstlerischen Weg seit ich 16 Jahre alt war begleitet hat, möchte ich einige persönliche Worte mehr machen, im Gedenken und in Dankbarkeit.
Schon meine Jahresarbeit in Eurythmie in der 12 Klasse hat sie gesehen, dann viele meiner Abschlüsse am Eurythmeum Stuttgart gesehen und natürliche auch alle Aufführen als ich an der Bühne des Eurythmeums war.
Immer verfolgte sie alle mit großer Empathie und konnte sehr detailiert und fein Feedbacks geben.
Wir waren gegenseitig Paten bei unseren Töchtern, dies hat uns privat natürlich aus sehr verbunden.
Als ich 1997 mein Studio für BewegungsChiffren gründete war sie bei dem allerersten Programm „feuer im blick“ als Sprecherin dabei. Manfred ihr Mann, verfolgte treu alle unsere Aufführungen im Umkreis von Stuttgart, auch dies habe ich dankbarer Erinnerung.
Wir reisten mit dem Programm bis Hannover.
Die folgenden Jahre teilen wir die große Liebe zu Paul Celan, hatten unterschiedliche gemeinsame Auftritte mit dessen Gedichten.
Einige Jahre waren wir gemeinsam in der Gruppe die die Mitternächtige Stunde zu Weihnachten im Rudolf Steiner Haus gestaltete, wobei wir uns in dieser Gruppe ca. 1 mal pro Monat trafen, eine sehr anregenden und vertiefende Arbeit.
Mirjam stand immer sehr jovial und treu zu allen meinen Künstlerischen Experimenten, stellte sich immer zu 100% hinter mich, diese Treue war wirklich einmalig.
Die letzten 10 Jahre verband uns dann die Auslotung von Rilke, vor allem seine Duineser Elegien.
Josef Beuys war auch einer der Künstler der uns beide inspirierte…
Mirjam sammelte seit Jahren „nutzlose“ alte Dinge, die sie auf der Straße, am Strand oder sonst wo fand, und machte wunderschöne, feine Kunstwerke daraus.
Dies verband uns auch, da ich auch solche Dinge sammelte, ich suchte immer, was kann man zum Klingen bringen kann, sie brachte es in bildliche Darstellungen.
„Spielwerke“ nannte sie diese Kunst, im Oktober 2020 hatte sie ihre erste Ausstellung damit, zur Finissage machten wir gemeinsam eine Performance.
Danach planten wir unser letztes Projekt.
Diese unser letztes geplantes Projekt war Rilke und die Verstorbenen, dies können wir nun nur in einem anderen Sinne miteinander teilen als geplant, aber gewiss ist, dass wir es teilen…
Eine Woche vor ihrem Tode hatte ich ihr Gedichte von Ungaretti zugesandt, als ich zwei Tage vor ihrem Tode sie besucht, war sie sehr schwach, so dass sie fast nicht mehr sprechen konnte, aber sie flüsterte mir noch zu „ich liebe Ungaretti“, dieses neue Programm hätte ich auch gerne mit ihr geteilt, da sie auch italienisch sprach….
Besonders freut mich, dass wir befreundete Künstler im Juni 2023 in Stuttgart ihre Spielwerke ausstellen werden und eine Gedenkperformance für Mirjam machen werden.
Im Sterben,
erstehen uns
Gesten
Worte
erwirkt
durch der
Nachtseelen
Liebesorte.
Sterben
erstehen
Wortgesten
Liebesorte
Nachtseelen
hier.
Erst im Ersterben
können wir
gebären
lebendigere
Worte
Nachtseelen
Wortgesten
Geburt
immer.
Maria Delija
Text zu Spielwerke
Rainer Maria Rilke, aus der 9. Elegie, Eurythmie
Eurythmie: Diana-Maria Sagvosdkina
Sprache: Mirjam Leist
Montag, 3. Oktober 2016, 18 Uhr, Stuttgart
Kontakt:
Studio für BewegungsChiffren
Diana-Maria Sagvosdkina
Mobil: 0175-5017409
diana@bewegungschiffren.de